Superfood aus Afrika, neue Einstiegschancen in die Arbeitswelt für Benachteiligte durch Honig und Altglas, eine Plattform für Neuankömmlinge in Hamburg und eine für soziale Projekte sowie ein Spielplatz aus recyceltem Müll – an guten Ideen mangelte es nicht bei der Social Innovation Challenge vergangenes Wochenende im betahaus. Wir stellen die Projekte kurz vor und verraten, wer die Jury am meisten überzeugen konnte.
Was die Social Innovation Challenge ist und wer dahintersteckt, hatte uns Mitorganisatorin Dannie Quilitzsch vom Social Impact Lab erst kürzlich in einem Interview verraten. Deshalb erklären wir hier nur kurz das Prinzip. Ähnlich wie bei einem Startup Weekend treffen sich an einem Freitag Leute, um dann innerhalb von 48 Stunden ein Projekt zu entwickeln und am Sonntag vor einer Jury um wertvolle Preise zu pitchen.
Für Localize war die Social Innovation Challenge nicht der erste Wettbewerb
Rund 45 Teilnehmer waren gekommen, davon mehr als die Hälfte Frauen. Anders als bei vielen sonstigen Events dieser Art konnten auch Teams antreten, die sich bereits vorher gefunden hatten. So dürften aufmerksame Leser von Hamburg Startups schon von Localize gehört haben. Das Startup war, wenn auch in etwas anderer Besetzung, bereits im November 2016 beim Unipitch angetreten. Der Geschäftsidee ist es seither weitgehend treu geblieben.

Die Initiatoren: Joko Weykopf (Polycore Werbeagentur GmbH), Robert Beddies (betahaus) Dannie Quilitzsch (Social Impact Lab), Joachim Speicher (Der PARITÄTISCHE Wohlfahrtsverband) und Jannis Vahl (Polycore)
Localize richtet sich an Personen, hauptsächlich aus dem Ausland, die neu nach Hamburg kommen und Orientierung suchen. Etwa bei der Suche nach dem geeigneten Wohnviertel, passenden Freizeitmöglichkeiten oder der Erledigung behördlicher Formalitäten. Dafür müssen die Teilnehmer einen Fragebogen ausfüllen, anhand dessen Auswertung die individuellen Tipps entstehen. Unternehmen sollen der Service für ihre neuen Mitarbeiter bezahlen, während ihn Nutzer mit weniger Geld, zum Beispiel Studierende oder Flüchtlinge, umsonst bekommen – das ist die bei diesem Wettbewerb obligatorische soziale Komponente.
Eine Plattform für Sozialprojekte von Unternehmen
Die war bei einer anderen Plattformlösung mit dem Namen Fund2Change offensichtlich. Dieses Projekt spricht Unternehmen ab einer Größe von mindestens 500 Mitarbeitern an, die über eine eigene CSR-Abteilung verfügen. CSR steht für Corporate Social Responsibility und umschreibt den freiwilligen Beitrag der Wirtschaft zu einer nachhaltigen Entwicklung, der über die gesetzlichen Forderungen hinausgeht. Es geht also um eine selbstverständlich legitime Form der Imagepflege, und Fund2Change will helfen, dass die richtigen Initiativen gefördert werden.

Ein großer Teil der Teilnehmer an der Social Innovation Challenge auf einem Bild
Dabei hilft eine Onlinecommunity, der Vorschläge macht und bewertet, wobei die letzte Entscheidung selbstverständlich immer beim Unternehmen selbst liegt. Fund2Change fungiert in diesem Prozess als Berater und Vermittler, kümmert sich um Kooperationspartner und erbringt die notwendige Kommunikationsleistung. Gegen eine Gebühr, versteht sich.
Kaum eine Pitchveranstaltung kommt heutzutage noch ohne das Thema Food aus. Bei der Social Innovation Challenge ging es sogar um Superfood. In diese Kategorie fallen nämlich die Blätter der Moringa-Pflanze, ein Strauchgewächs, das überall in den Tropen vorkommt. Diese Blätter sollen in Sachen Nährstoffreichtum ziemlich alles schlagen, was sonst so auf dem Markt ist.
Moringa – ein neues Superfood
Alina Atay will mit ihrem Projekt Back to the Roots die Wunderpflanze nicht nur in Pulverform verkaufen, sondern damit auch Frauen im westafrikanischen Gambia unterstützen. Sie hat Kontakt zu einer dortigen Farm, die fairen und nachhaltigen Anbau garantiert. Beworben werden soll das Produkt mit Infotainment-Elementen. „Sozial ist sexy“ lautet die Botschaft. Der Preis dafür steht allerdings noch nicht fest.

Das Team von Honig hilft Hamburgern: Ole Wobke, Swantje Roersch, Mira M. Hische und Ilay Mahbub
Ebenfalls um Nahrungsmittel dreht es sich beim ersten Gewinner des Nachmittags. Für Honig hilft Hamburgern gab es drei Monate kostenlosen Büroaufenthalt im betahaus. Hier geht es nicht nur darum, etwas gegen das nach wie vor nicht geklärte Problem des Bienensterbens zu tun. Zusätzlich gibt die Initiative Menschen eine Beschäftigung, die sonst auf dem Arbeitsmarkt keine Chance hätten.
Honig und Altglas für den Neuanfang
Sie werden zu sogenannten Bienen Buddys ausgebildet, die sich um die nützlichen Insekten kümmern. In Zusammenarbeit mit der Heilsarmee soll das Projekt bereits in diesem Sommer starten, der erste Honig geht dann, wenn alles klappt, Mitte 2018 an die Kunden, genannt Honeylovers. Unterstützt wird das alles von Wabenpaten titulierten Helfern. Das Team von Honig hilft Hamburgern hat sich übrigens tatsächlich erst während der Social Innovation Challenge gefunden.

Nadine Herbrich und Alessandro L. Cocco räumten mit WE-CYCLE-HEROES gleich doppelt ab
Auch WE-CYCLE-HEROES möchte sozial Benachteiligten wie Langzeitarbeitslosen und Wohnungslosen eine Möglichkeit bieten, wieder erste Schritte in den Arbeitsmarkt zu machen. Dafür müssen sie mit dem Lastenfahrrad Altglas einsammeln. Ein Problem, das anscheinend Privathaushalte (Kostenpunkt: 5 Euro) ebenso wie Gastronomen (7,50 Euro) beschäftigt, die keinen Glascontainer in der Nähe haben.
Für die Finanzierung denkt WE-CYCLE-HEROES zunächst an eine Crowdfunding-Kampagne. Ein Stipendiat beim Social Impact Lab ist schon sicher, denn das ist der ausgelobte Hauptpreis. Zusätzlich gab es noch einen Platz in der NACHTSCHICHT. Dort treffen Unternehmen und Selbständige aus der Kreativbranche auf Vertreter gemeinnütziger Organisation und stellen ihr Know-how zur Verfügung. Im November wird das in Berlin schon erfolgreiche Format Premiere in Hamburg feiern.
Ein Spielplatz aus recyceltem Müll
Einen weiteren Stipendiatsplatz sicherte sich das Müllland. Das klingt zunächst nicht sehr einladend, soll aber ein Freizeitangebot jenseits kommerzieller Interessen für Kinder und Familien werden. Die Besonderheit: Alle Spielgeräte entstehen aus Müll, und damit lassen sich erstaunlich kreative Dinge tun. Einige Beispiele einer spanischen Truppe namens Basurama präsentierte Ideengeberin Annalena Kirchler in ihrem Pitch.

Annalena Kirchler holte sich ihr Stipendiat für Müllland
Damit das Müllland Realität werden kann, gibt es noch eine Menge zu tun. Dazu gehört die Suche nach einer geeigneten Immobilie (möglichst mit Innen- und Außenbereich), Kooperationspartnern, Ideen zur gewerblichen Nutzung der Anlage und vieles mehr. Die Jury traute Annalena offensichtlich zu, dafür das nötige Durchhaltevermögen mitzubringen.
Ob sich dieses und die übrigen Projekte umsetzen lassen, wird sich zeigen. Erste Schritte sind in den meisten Fällen schon gemacht, denn wie gesagt, vieles war schon lange vor der Social Innovation Challenge angelaufen. Und auch für das Event selbst soll es eine Zukunft geben, eine zweite Ausgabe im kommenden Jahr ist in Planung. Gut so, denn für soziales Engagement kann in Hamburg nie zu viel getan werden.
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