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Jugend hackt – und alle sind begeistert!

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Vergangenes Wochenende feierte ein Event seine Hamburgpremiere, das auf den ersten Blick nicht direkt mit Startups zu tun hatte. Doch wer erleben durfte, welche Ergebnisse die Teilnehmer von „Jugend hackt Nord“ präsentierten, hat keine Zweifel: Hier wachsen Talente heran, die in gar nicht ferner Zukunft die Digitalwirtschaft gewaltig beleben können.

Hacker – sind das nicht die bösen Buben, die, am Laufen gehalten von Pizza und literweise koffeinhaltigen Getränken, illegal in irgendwelche Computernetze eindringen und großen Schaden anrichten? Ja, auch, aber ursprünglich bezeichnet der Begriff Menschen, die mit besonderer Kreativität und Experimentierfreunde an die Lösung eines technischen Problems herangehen.

Gleich am Freitag wird angeregt über mögliche Projekte debattiert - oder entspannt die Oculus Rift ausprobiert.

Gleich am Freitag wird angeregt über mögliche Projekte debattiert – oder entspannt die Oculus Rift ausprobiert.

Solche Leute werden dringender gebraucht denn je, weshalb die Open Knowledge Foundation Deutschland, ein gemeinnütziger Verein, 2013 das Projekt „Jugend hackt“ ins Leben gerufen hat. Fand in den ersten beiden Jahren der Hackathon für junge Leute nur in Berlin statt, gibt es 2015 erstmals zusätzlich die Ausgaben West, Ost, Süd und Nord. Schauplatz der letztgenannten war vom 18. bis 20. September der Gaußhof in Hamburg.

Das Prinzip ist bei Nachwuchshackern im Alter von 12 bis 18 Jahren das gleiche wie bei den Großen: Für ein Wochenende finden sich spontan Teams zusammen, die in kürzester Zeit ein Projekt aus dem Boden stampfen und am Sonntag ihre Problemlösungen einer Jury zur Bewertung vorstellen. Zur Einstimmung auf das Hackerdasein erzählte der Vorstand des Chaos Computer Club (CCC) Michael Hirdes, bekannter unter seinem Moniker „Dodger“, von seinem Verein.

Michael "Dodger" Hirdes, Vorstand des Chaos Computer Clubs, diskutiert mit den Teilnehmern über die Ethik des Hackens.

Michael „Dodger“ Hirdes, Vorstand des Chaos Computer Clubs, diskutiert mit den Teilnehmern über die Ethik des Hackens.

Und egal, ob es sich um die Hacker-Ethik oder Hacktivismus drehte, die Fragen und Kommentare machten deutlich, dass hier junge Leute am Start waren, die ganz genau wussten, worum es geht. Nicht ungewöhlich, wie Dodger bestätigte; wenn der CCC in Schulen auftritt, dann sind es in der Regel Lehrer und Eltern, die Nachhilfe in Computerfragen benötigen, weniger die Schüler.

Die nächsten 36 Stunden voller Coding-Action überspringen wir aus Zeitgründen einfach mal und steigen kurz vor dem Finale wieder ein. Überall blicken noch konzentrierte Gesichter auf Laptops und geben flinke Finger die letzten Codes ein, Spannung liegt in der Luft, doch von übermäßiger Nervosität oder gar Torschlusspanik ist kaum etwas zu spüren.

Bis zum Schluss wird mit voller Konzentration und allen technischen Mitteln an den Projekten gearbeitet.

Bis zum Schluss wird mit voller Konzentration und allen technischen Mitteln an den Projekten gearbeitet.

Und schon bei den ersten Präsentationen wird klar, warum. Hier sind echte Experten am Werk, die mit Fachbegriffen nur so um sich schmeißen, bis einigen älteren Zuhören die Ohren schlackern. Für die Kids ist das Routine, und wenn ein Junghacker wie Moritz bei seinem Verschlüsselungsprojekt „Invisible PGP“ nach neun Stunden nicht weiterkommt und kurzentschlossen die Programmiersprache wechselt, wird er immer noch vorzeitig fertig.

Hameed und Ahmad feilen an ihrer Präsentation für "Zeichne Deine Zukunft"

Hameed und Ahmad feilen an ihrer Präsentation für „Zeichne Deine Zukunft“

Zwei besondere Gäste des Hackathons waren Ahmad aus Syrien und Hameed aus dem Jemen. Sie sind zwar keine Jugendlichen mehr, dafür aber ein gelungenes Beispiel für Integration. Ihre App für „Zeichne Deine Zukunft“ will Schülern helfen, bei der Berufswahl die richtige Entscheidung zu treffen.

Um Schule geht es auch bei den neun Jungs von „SchoolNet“, dem größten Team der Veranstaltung. Hier können Lehrer Schülern Aufgaben stellen und den Vertretungsplan verwalten, weitere Funktionen sind in Vorbereitung. Konkurrenz zum bereits bestehenden Schulserver IServe? Eigentlich nicht, meinen die Macher, denn der sei ja nicht besonders gut.

Alle Projekte im Überblick, liebevoll illustriert von Clara Roethe.

Alle Projekte im Überblick, liebevoll illustriert von Clara Roethe.

Das eigentliche Thema der Veranstaltung war Games, doch viele Ideen hatten höchstens am Rande damit zu tun. Bei „GameOver21“ allerdings steht das spielerische Element im Vordergrund. Der Schauplatz des VR-Spiels sollte ursprünglich Syrien sein, für die Demoversion hat man sich dann aber für ein Raumschiff entschieden.

In einer Fantasiewelt ist auch „The Cube“ angesiedelt. Bei diesem Spiel müssen Hindernisse überwunden und Rätsel gelöst werden, um aus einem mysteriösen Würfel zu entkommen. Filmfreunden mag das bekannt vorkommen. Das siebenköpfige Team entschuldigte sich fast dafür, dass es aufgrund zwischenzeitlicher Datenverluste nur für das erste Level gereicht habe. Dabei hatten sie nebenbei auch noch den Sountrack („mit Krankenhausfeeling“) für das Spiel komponiert.

Finn, Moritz und Noah bekommen für "Moin Refugees" gleich zwei Preise.

Finn, Moritz und Noah bekommen für „Moin Refugees“ gleich zwei Preise.

Fünf beeindruckende Projekte, die alle einen Preis verdient hätten. Gewonnen haben aber andere, die sogar noch ein bisschen besser waren. Doppelt abräumen konnte das Trio von „Moin Refugees“. Ihre App für die Flüchtlingshilfe hatte das beste Design und holte sich zusätzlich den Publikumspreis. Und denn Lacher des Tages gab es für Teammitglied Finn, der auf die Frage, ob die in die App integrierte Spendenfunktion funktioniere, antwortete: Ja, klar, und das hinterlegte Konto sei seines. Natürlich nur zu Testzwecken!

Lenny, Markus und Johannes haben für "Anti-Cheat" den besten Code programmiert.

Lenny, Markus und Johannes haben für „Anti-Cheat“ den besten Code programmiert.

Den besten Code hat nach Meinung der Jury die Gruppe von „Anti-Cheat“ programmiert. Ihr Hack soll verhindern, dass bei Game-Wettkämpfen geschummelt wird, und vergleicht Mausbewegungen mit dem Geschehen auf dem Bildschirm. Das alles ist, inklusive Hardware, schon so gut wie einsatzbereit. Vor der Präsentation gab’s übrigens eine Triggerwarnung; die Darstellung einer Waffe stünde bevor. Haben alle überlebt.

In der Kategorie „größter AHA-Moment“ konnten sich die Tüftler von „Life is Complex“ durchsetzen. Für ihr Stadtentwicklungsportal sich Daten aus dem Hamburger Transparenzportal geschnappt und visualisiert. Bei einem virtuellen Rundflug über Hamburg haben sie sogar die unterschiedlichen Höhen der Bäume berücksichtigt. Wirklich verblüffend!

Karl hat mit seinem Spiel "Mirrorsveg VR" den Gaming-Preis gewonnen und beantwortet die Fragen von Jurorin Kathrin Joswig.

Karl hat mit seinem Spiel „Mirrorsveg VR“ den Gaming-Preis gewonnen und beantwortet die Fragen von Jurorin Kathrin Joswig.

Natürlich gab es bei einer Veranstaltung unter dem Motto „Games“ auch eine Auszeichnung für das beste Spiel. Die hat sich Karl für sein „Mirrorsveg VR“ verdient, bei dem man über Dächer springen, Fässer einsammeln und Bienen retten kann, und das alles in Schwindel erregendem 3D. Besonders bemerkenswert: Karl hat das im Alleingang gehackt, und er ist erst zwölf. Aber das ist heutzutage vielleicht sogar ein Vorteil.

Den letzten Preis für den „Code für eine bessere Welt“ holten sich Emmi und Sheeva, die einzigen Mädchen im Teilnehmerfeld. Ihr „Project Social Connection“ soll eine Übersicht aller sozialen Projekte bieten und die Teilnahme daran erleichtern. Den Namen mögen die beiden übrigens nicht besonders, aber der ursprünglich vorgesehene war leider schon vergeben, wie sie nach zehn Stunden feststellen mussten. Kein Problem, manch gestandenes Unternehmen merkt sowas erst sehr viel später.

Zum Abschluss gab's viel Applaus und Blumen für die Organisatorinnen Stephanie Weber und Theresa Grotendorst.

Zum Abschluss gab’s viel Applaus und Blumen für die Organisatorinnen Stephanie Weber und Theresa Grotendorst.

Am Ende gab es verdienten Applaus für alle Teilnehmer, die vielen Helfer und Mentoren und ganz besonders für die beiden Hauptorganisatorinnen Stephanie Weber und Theresa Grotendorst. Das Niveau der Beiträge war fast schon erschreckend hoch. Datenjournalist und Juror Marco Maas meinte, nicht wirklich im Scherz, die Pitches der Kids seien besser gewesen als so manche Präsenation der sonst im Gaußhof agierenden Teilnehmer eines Accelerator-Programms. Und die werkeln inzwischen seit einem halben Jahr an ihren Projekten.

Was sich Theresa und Stephanie nach dieser grandiosen Premiere für die Zukunft wünschen? Mehr Beachtung und Förderung für „Jugend hackt“, ähnlich wie sie „Jugend forscht“ und „Jugend musiziert“ schon lange bekommen. Mehr Mädchen, die sich eine Teilnahme zutrauen. Und als allererstes mal wieder ordentlich schlafen!

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